Die moderne Bauweise und zeitgemäße Materialien haben genau diese Situation eher verschlechtert beispielsweise im Vergleich zu einem alten Fachwerkhaus. Es werden immer mehr dampfdichte Bauteile verwendet, das kann auch an der Art/Mischung des Betons oder an neuen schallgedämmten Verbundglasfenstern mit besonders guter Wärmeisolierung liegen, was den Hauswänden die Möglichkeit des „Atmens“ nahezu vollständig beraubt. Die Folge ist ein schleichender, aber stetiger Prozess der Entstehung feuchter, schimmeliger Wände.
Schimmel an der Wand ist eine Gesundheitsgefahr
Dabei muss die Feuchtigkeit nicht immer nur von außen kommen. Die Quelle kann vielmehr im Inneren der Wohnung liegen. Die Rede ist hier von der sogenannten Feuchtespitze, die wir jeden Tag selbst in unserer Wohnung verursachen. Gemeint sind solche Aktivitäten wie Kochen, Duschen oder auch Schlafen. Wände, die diese Feuchtigkeit nicht nach außen durchleiten können, müssen immer mehr Kondensfeuchte weit über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus aufnehmen. Das ist dann spätestens die Initialzündung zur Schimmelbildung.
Schimmelsporen gehören klar zu den Wohngiften, die unsere Gesundheit nachhaltig belasten. Bevor der Schimmel an feuchten Wandarealen zu sehen ist, kann man ihn meistens schon riechen. Sollten Sie so einen eigenartig faulig-muffigen Geruch in Ihrer Wohnung wahrnehmen, rücken Sie ruhig mal den einen oder anderen Schrank von der Wand ab, denn dahinter befinden sich oft die Keimzellen einer bald großflächigen Schimmelbildung.
Deshalb ist Lüften so wichtig
Regelmäßiges Stoßlüften, auch und gerade im Winter, kann in der Sache bereits eine große Hilfe sein. Aber warum ist das eigentlich so?
Zwar erscheint die kühle Winterluft, die von draußen hereinweht, erst einmal recht feucht zu sein, doch sobald das Fenster wieder verschlossen und die frische Luft aufgeheizt wird, trocknet sie automatisch aus. Das liegt daran, dass warme Luft grundsätzlich viel mehr Feuchtigkeit lösen kann als kalte Luft. Anders ausgedrückt: Die sich aufheizende Winterluft saugt geradezu die Feuchtigkeit aus den Wänden heraus.
Die lokale Geologie als maßgebliche Ursache
Abdichtungsmängel in den unteren Bereichen eines Hauses sind deshalb die Regel, weil sie mit den Jahrzehnten ganz automatisch entstehen, auch dann, wenn der Keller einst fachmännisch gebaut worden ist.
Da sind zum einen die verschiedenen Tiere, die sich an allen möglichen Stellen „durchbeißen“ und zum anderen Baumwurzeln, die sich an Stellen Wege bahnen, die man nie für möglich gehalten hätte. Und nicht zuletzt sind da noch die Chemikalien, die wir täglich nutzen und in unsere unmittelbare Umwelt entlassen wie Salze, Säuren, Domestos und Co., die die abdichtenden Materialien wie Bitumen im Untergrund zermürben.
Wenn Sie auf Sand gebaut haben, dann haben Sie Glück, denn in diesem Fall entsteht äußerst selten Stauwasser, weil fast sämtliche Niederschläge ohne weiteren Aufenthalt rasch in größere Tiefen versickern können.
Doch wehe, wenn die jüngsten Sedimente zum Beispiel bei glazialer Überprägung aus Mergel-, Lehm- oder Tonschichten bestehen oder der Feinsand stark schluffig ist. In diesen vielen Fällen liegen stauende Schichten mit einem sehr geringen kf-Wert vor, die ein schnelles Versickern verhindern und dazu führen, dass das obere Grundwasser über lange Zeit oberflächennah ansteht.
Nun hat auch der kleinste Riss in der Kellerabdichtung sehr unangenehme Konsequenzen. Die Fundamente saugen immer mehr Feuchtigkeit auf und insbesondere die Außenmauern reagieren innen mit einer massiven Schimmelbildung, die bald danach strebt, das ganze Haus zu erfassen.
Was kann man da noch machen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, solche Probleme anzugehen. Bei einem frei stehenden Haus ist es sinnvoll, an den betroffenen Mauern außen das Erdreich zu öffnen. Dies passiert sinnigerweise in der warmen Jahreszeit, damit die Mauer eine Zeit lang von außen trocknen kann, bevor die Isolierung mit Matten und Bitumen sorgfältig erneuert wird. In hartnäckigen Fällen werden zusätzlich Chromstahlplatten angebracht, die einem späteren Wasserdruck kraftvoll widerstehen können.
Etwas preiswerter ist das Injektionsverfahren. Dabei werden Löcher in geringem Abstand zueinander in die Mauer gebohrt. In diese vielen Löcher wird ein spezielles Injektionsmittel eingepresst, das mit der Zeit die Poren des Mauerwerks verdichtet. Auf diese Weise wird die Diffusion von Feuchtigkeit durch das Mauerwerk deutlich behindert.
Die Situation in Deutschland
Falls Sie bereits Schimmel in Ihrer Wohnung entdeckt haben, dann stehen Sie mit diesem Problem wahrlich nicht alleine da. Der Deutsche Mieterbund (DMB) weiß zu berichten, dass in Deutschland fast drei Millionen Wohnungen davon betroffen sind.
Es ist wichtig, dass sowohl die Mieter als auch die Hauseigentümer in der Sache an einem Strang ziehen, gegenseitige Schuldzuweisungen oder gar der Anruf eines Gerichts bringt da niemanden weiter. Zunächst einmal sollte jedem bekannt sein, welche Faktoren es hauptsächlich sind, die die Schimmelbildung in der Wohnung vorantreiben.
- Wiederholt auftretende hohe Luftfeuchtigkeit
Immer dann, wenn mit Feuchtigkeit beladene Luft mit einer kühlen Oberfläche in Berührung kommt, das kann eine Fensterscheibe oder eine kühle Außenwand sein, kondensieren auf solchen Flächen kleine Tröpfchen. Passiert dies an gleicher Position öfter, ist eine Schimmelbildung praktisch vorprogrammiert.
Es müssen nicht unbedingt sichtbare Kondenswassertropfen sein. Zu einem dünnen Film beziehungsweise Schleier eines nassen Niederschlags kann es schon ab circa 65 Prozent Luftfeuchtigkeit kommen. Eine solche Situation reicht bereits für einen permanenten Schimmelaufwuchs aus, da die meisten Schimmelpilze extrem genügsam sind. Im unmittelbaren Umfeld kühler Oberflächen ist mehr als eine 80-prozentige Luftfeuchtigkeit tunlichst zu vermeiden. - Auch Schimmel kommt mit unserer Wohlfühltemperatur sehr gut klar
Dabei sind Schimmelpilze noch etwas flexibler als wir, denn alle Raumtemperaturen zwischen 15 und 30 Grad Celsius lassen sie gleichermaßen gut gedeihen. - Wir „verwöhnen“ unsere Schimmelpilze ständig mit Nahrung
Es sind genau jene Materialien, mit denen wir uns in unseren Behausungen umgeben, die Schimmelpilze mit hohem Genuss verspeisen. Ein paar Beispiele sollen dem Verständnis auf die Beine helfen:
Turbulente Luftzirkulation oder gar Winde sind eindeutige Feinde des Schimmels, weil dadurch die Oberflächen besser getrocknet werden. Das ist auch der Grund dafür, dass sich Schimmel so gut und gern hinter Schränken und Verkleidungen, in ruhigen Ecken, hinter Vorhängen und sogar unter Fußbodenbelägen entwickelt.
Was ist eigentlich unter einer Wärmebrücke zu verstehen?
Das sind stets die Bereiche, wo Wärme ganz besonders schnell und effizient von innen nach außen diffundieren kann. Mit Wärmebrücken ist zum Beispiel im Bereich von Loggien, Balkonen, Rolllädenkasten oder Fensterlaibungen zu rechnen. Erkennbar sind sie oft allein schon an der Schimmelbildung, die eben genau im feuchten Bereich (Kondenswasser) einer Wärmebrücke einsetzt.