Feuchtraumboden mal anders: 4 Alternativen zu Fliesen
Eigentlich ist es ganz einfach: Ist in Innenräumen regelmäßig mit Spritzwasser oder sogar stehender Nässe zu rechnen, bilden Fliesen den perfekten Schutz für Böden und Wände. Ihre Materialien sind wasserfest, ihre Fugen wasserdicht und ihre Oberflächen leicht zu reinigen. Doch so selbstverständlich geflieste Bäder oder Fliesenspiegel in Küchenzeilen lange Zeit waren, so groß ist mittlerweile auch die Sehnsucht nach Alternativen! Trotz ihrer Vielfalt an Designs und Farben wirken Fliesen sehr einheitlich. Dies liegt an ihrem Fugenraster, das sich nie ganz kaschieren lässt, und zum anderen an ihren glatten, meist glänzenden Oberflächen. Zudem verstärken Fliesen deutlich den Hall in Räumen und fühlen sich – ohne Fußbodenheizung – immer kalt und ungemütlich an. Bei so vielen Nachteilen stellt sich die Frage, welche Alternativen für Fliesen infrage kommen.
Was macht einen Bodenbelag feuchtraumgeeignet?
In Feuchträumen wie Bädern, Toiletten und anderen Sanitäreinrichtungen ist die Luftfeuchtigkeit höher als in anderen Innenräumen. Durch rasche Temperaturunterschiede kann sie sich in feinen Tröpfchen an Wänden und Böden absetzen. Größere Mengen an Feuchtigkeit gelangen zudem durch Spritzwasser in die Umgebung, was sich an den tiefsten Stellen sammeln und dort stehende Nässe bilden kann. Im Unterschied zu Wandbelägen sind Bodenbeläge also nicht nur der Luftfeuchtigkeit, sondern (punktuell) auch stehender Nässe ausgesetzt, weshalb sie möglichst wasserfest und zugleich wasserdicht verlegt sein sollten.
Was die Wasserfestigkeit betrifft, sind Fliesen die perfekte Lösung. Allerdings gibt es im Handel noch weitere Bodenbeläge, die von ihren Herstellern als „feuchtraumgeeignet“ deklariert sind, darunter Meterwaren aus Polyvinylchlorid (PVC), Industriefliesen aus PVC, Designböden aus PVC, Designböden ohne PVC, Kautschukböden, Steinteppiche sowie spezielle präparierte Kork-, Laminat- und Parkettböden. Werden diese Beläge fachgerecht verlegt, bilden sie auch einen wasserdichten Feuchtraumboden, auf dem Standwasser nirgends einziehen, sondern nur verdunsten kann. Ob ein Bodenbelag die richtigen Eigenschaften dafür mitbringt, erkennen Sie auch an folgenden Herstellerangaben:
- hoher Quellschutz – schlechtes Quellverhalten – Lamellen- bzw. Kantenimprägnierung
- wasserabweisend – wasserdicht verlegbar – wasserdichte Oberflächenvergütung – Oberflächenversiegelung
Worauf kommt es bei Feuchtraumboden noch an?
Neben der grundsätzlichen Eignung sollte ein Bodenbelag für Feuchträume auch eine ausreichende Rutschfestigkeitsklasse aufweisen, damit er nicht zur Gefahrenquelle wird. Für den privaten Gebrauch ist mindestens die Klasse R9 zu empfehlen. Für öffentlich genutzte und barrierefreie Sanitärbereiche sollte der Feuchtraumboden mindestens die Klasse R10 aufweisen. Suchen Sie einen Bodenbelag für so genannte „nassbelastete Barfußbereiche“ wie Umkleidekabinen, Duschen und Durchschreitebecken, sollte dieser so beschaffen sein, dass er den Rutschhemmungsgruppen A, B oder C entspricht. Die entsprechenden Angaben finden Sie im technischen Datenblatt eines jeden Belags.
Bodenbeläge, die mehrmals täglich Feuchtigkeit abbekommen und wieder abtrocknen, können zum hygienischen Problem werden, wenn sie keiner regelmäßigen Reinigung unterliegen. Umso besser, wenn diese möglichst schnell und problemlos zu erledigen ist! Aus diesem Grund sollten Feuchtraumböden über eine leicht zu reinigende Oberfläche verfügen, die bestenfalls auch antibakterielle Eigenschaften aufweist.
Und schließlich spielt auch das Erscheinungsbild eines Bodenbelags bei der Kaufentscheidung eine Rolle. Gerade im privaten Badezimmer sollte der Feuchtraumboden zum eigenen Wohnstil passen und für ein angenehmes Ambiente sorgen. Fliesen bieten in dieser Hinsicht sehr viele Möglichkeiten, selbst Modelle in Kork-, Holz- oder Metalloptik sind mittlerweile erhältlich. Doch trotz aller optischen Raffinesse sind den Kacheln materialbedingte Grenzen gesetzt: Sie sind nicht elastisch und fühlen sich wie kalte Steine an – ganz gleich, ob ihre Oberfläche glatt oder strukturiert ist.
Alternative 1: Designboden aus PVC
Außerhalb von Bad, Küche und WC hat sich Designboden aus PVC bereits als beliebtester Bodenbelag neben Parkett und Fliesen etabliert. Als Weiterentwicklung früherer PVC-Böden ist er heute nicht nur im handlichen Dielen- und Fliesenformat erhältlich, sondern auch mit speziellen Dekorschichten, auf denen praktisch alle denkbaren Designs realisiert werden können – darunter auch Holz- und Steinimitate sowie Nachbildungen von Fliesenböden.
Designboden aus PVC ist strapazierfähig, pflegeleicht und elastisch. Er dämpft Schritte und Tritte leicht ab. Außerdem fühlt er sich fußwarm an, weil er Körperwärme schnell annimmt. Eine Verlegung in Feuchträumen ist mit den meisten dieser Bodenbeläge möglich, weil sie einen hohen Kunststoffanteil aufweisen. Außerdem lassen sie sich wasserdicht verarbeiten, wenn sie vollflächig am Untergrund verklebt werden. Eine schwimmende Verlegung ist möglich, sofern im Designboden ein Klicksystem integriert ist. Renovieren.net empfiehlt diese Verlegemethode jedoch nur in Bereichen, in denen nicht mit stehender Nässe zu rechnen ist!
Alternative 2: Meterware aus PVC
PVC-Meterware eignet sich mit ihrem feuchtigkeitsresistenten Aufbau und der wasserdichten Verlegbarkeit hervorragend als Feuchtraumboden. Sie ist elastisch, pflegeleicht und mit vielfältigen Dekoren und naturrealistischen Haptiken verfügbar, bietet allerdings weniger Auswahl als Designboden aus PVC. Ein weiterer Unterschied zur Stückware besteht darin, dass die Meterware nicht schwimmend verlegt, sondern nur vollflächig verklebt werden kann.
Dies setzt voraus, dass der Untergrund fachgerecht vorbereitet wird, damit der Bodenbelag plan aufliegt und sich keine Einschlüsse oder Hohlräume unter ihm bilden. Weil PVC-Meterware eine geringe Gesamtstärke besitzt, kann sie auch auf vorhandene Fliesen verlegt werden. Dazu muss der Untergrund allerdings verspachtelt bzw. nivelliert werden, um ein unschönes Durchdrücken der Fliesenfugen durch den Bodenbelag zu vermeiden!
Alternative 3: Parkett
Obwohl es aus einem feuchtigkeitsempfindlichen Material besteht, ist Parkett unter gewissen Voraussetzungen zur Verlegung in Feuchträumen geeignet. Wichtig ist, dass es sich um privat genutzte Bereiche handelt, in denen eine Luftfeuchtigkeit bis 70 % herrscht und regelmäßig gelüftet wird. Außerdem sollten Sie Parkett aus Hartholz von Eiche oder Nussbaum wählen, weil dieses ein geringes Schrumpf- und Quellverhalten aufweist.
Mit einer fachgerechten Versiegelung aus Lack und einer vollflächigen Verklebung am Untergrund erhalten Sie einen annähernd wasserdichten Belag, der auch kurzzeitigen Pfützen gewachsen ist und sich besonders gut für die Verlegung in Küchen und Bädern abseits von Dusche und Badewanne eignet. Ein schnelles Quellen des Holzes wird durch eine zusätzliche Kanten-Imprägnierung reduziert und bestenfalls vollständig verhindert. Weist der Parkettboden nach einiger Zeit Flecken, Kratzer oder andere Gebrauchsspuren auf, können Sie ihn zur Auffrischung abschleifen und neu versiegeln.
Alternative 4: Steinteppich
Teppichböden sind als Feuchtraumböden ungeeignet. Eine Ausnahme bilden Steinteppiche. Diese Bodenbeläge werden aus Steinkieseln und Bindemitteln zusammengemischt und dann mithilfe einer Glättkelle auf dem Untergrund aufgetragen. Dadurch entsteht ein langlebiger, rutschfester und fugenloser Boden, der auf Grund seiner Bestandteile wasserfest ist. Damit er keine Nässe durchsickern lässt, sollte Steinteppich in Feuchträumen nur auf einem Untergrund verarbeitet werden, der mit Dichtungsmörtel behandelt ist.
Wird zwischen Untergrund und Mörtel eine dichte Zwischenschicht verlegt, ist Steinteppich später sogar rückstandslos entfernbar. Das heißt, Sie können ihn auch über einen vorhandenen Fliesenboden verlegen, ohne diesen zu beschädigen. Wenn Sie sich grundsätzlich für das Material Stein begeistern, ist dieser Bodenbelag auf jeden Fall eine Überlegung wert – zumal er sich viel individueller gestalten lässt als die anderen Fliesen-Alternativen. Handwerkliche Erfahrungen können dabei allerdings nicht schaden!