Der WasserdampfdiffusionswiderstandDer Wasserdampfdiffusionswiderstand – häufig auch mit dem... Mehr – häufig auch mit dem Symbol „μ“ (sprich: „Mü“) abgekürzt – beschreibt, wie stark ein Baustoff den Durchtritt von Wasserdampf behindert. Es handelt sich dabei um eine materialspezifische Kenngröße, die eine zentrale Rolle bei der Bauphysik, dem Feuchteschutz und der Planung von Wand- und Dachaufbauten spielt.
Einfach gesagt:
👉 Je höher der μ-Wert, desto weniger Wasserdampf kann durch das Material hindurchwandern.
👉 Je niedriger der μ-Wert, desto diffusionsoffener (also „atmungsaktiver“) ist das Material.
Warum ist der Wasserdampfdiffusionswiderstand wichtig?
Wasserdampf entsteht überall im Haus – beim Duschen, Kochen, Atmen. Dieser Feuchtigkeitsanteil in der Luft sucht sich seinen Weg nach draußen. Wenn Bauteile dampfbremsend oder dampfdicht sind, kann es passieren, dass sich der Wasserdampf in der Konstruktion anreichert und dort kondensiert. Das kann zu:
- Feuchtigkeitsschäden
- Schimmelbildung
- Verminderter Dämmwirkung
- Materialverfall
führen. Deshalb ist es beim Hausbau oder bei der Sanierung wichtig, die richtige Reihenfolge von diffusionsdichten und -offenen Schichten einzuhalten.
Der μ-Wert – Definition und Bedeutung
Der μ-Wert (Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl) ist dimensionslos und gibt an, wie viel größer der Diffusionswiderstand eines Materials im Vergleich zu einer gleich dicken Luftschicht ist.
Beispiel:
Ein Baustoff mit μ = 50 ist 50-mal weniger durchlässig für Wasserdampf als Luft.
Typische μ-Werte von Baustoffen
Baustoff | μ-Wert (ca.) | Bewertung |
---|---|---|
Luft (Referenz) | 1 | Referenzwert |
Holzfaserdämmplatte | 5–20 | Diffusionsoffen |
Mineralwolle / Steinwolle | 1–2 | Sehr diffusionsoffen |
Holz (Fichte) | 40–60 | Mittlerer Widerstand |
Gipskartonplatte | 10 | Relativ offen |
Beton (je nach Dichte) | 50–100 | Diffusionshemmend |
Kunststoffe (z. B. PE-Folie) | > 10.000 | Dampfdicht |
Alufolie | > 100.000 | Nahezu vollkommen dampfdicht |
sd-Wert – Ergänzende Größe in der Praxis
Im praktischen Baualltag wird statt dem reinen μ-Wert häufig der sd-Wert verwendet.
sd-Wert = μ-Wert × Schichtdicke (in Metern)
→ Ergebnis: Diffusionsäquivalente Luftschichtdicke in Metern (m)
Beispiel:
Eine PE-Folie mit μ = 100.000 und 0,2 mm Dicke ergibt:
sd = 100.000 × 0,0002 m = 20 m
→ Diese Folie wirkt also wie eine 20 Meter dicke Luftschicht und ist dampfdicht.
Praxis-Einteilung nach sd-Wert:
sd-Wert (in m) | Kategorie | Beispiel |
---|---|---|
< 0,5 m | Diffusionsoffen | Holzfaserdämmung, Kalkputz |
0,5 – 1,5 m | Diffusionshemmend | Gipskarton, Sperrholz |
> 1,5 – 10 m | Dampfbremse | Dampfbremsfolien, Bitumenbahnen |
> 10 m | DampfsperreEine Dampfsperre ist ein unverzichtbares Bauelement im moder... Mehr | PE- oder Alufolien |
Wo ist das wichtig im Hausbau?
- Dachausbau / Dämmung:
Dampfsperren und Dampfbremsen innen, diffusionsoffene Schichten außen.
Ziel: Feuchtigkeit muss raus, darf aber nicht rein. - Außenwände & Fassaden:
Beim Wandaufbau sollte die Diffusionsoffenheit nach außen zunehmen – sonst entsteht Tauwasser im Bauteil. - Sanierung von Altbauten:
Vorsicht bei der Kombination von alten, diffusionsoffenen Materialien mit modernen, dampfdichten Baustoffen. - Innenputz und Farben:
Atmungsaktive (diffusionsoffene) Beschichtungen helfen beim Feuchtemanagement im Raum.
Typische Fehler vermeiden
❌ Falscher Folientyp in der Dachschräge → Kondenswasser im Dämmstoff
❌ Innendämmung ohne Dampfsperre → Schimmelbildung im Mauerwerk
❌ Außenputz zu dampfdicht → Feuchte kann nicht mehr entweichen
✅ Immer den gesamten Schichtenaufbau betrachten, nicht nur das einzelne Material!
Fazit für Heimwerker und Hausbauer
Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ ist eine zentrale Größe, wenn es um gesundes, langlebiges und energieeffizientes Bauen geht. Sie hilft zu verstehen, wie sich Feuchtigkeit in Bauteilen verhält – und wie man Schäden durch Kondenswasser und Schimmel vermeiden kann. Wer beim Neubau oder bei der Sanierung auf diffusionsoffene Konstruktionen achtet und Dampfbremsen sinnvoll einsetzt, schafft ein wohngesundes Raumklima mit dauerhaft funktionierender Bauphysik.