Kirschbaumholz ist das Holz der Baumart Vogel- bzw. Süßkirsche (lat. Prunus avium). Der Baum wird bis zu 25 m hoch und ist in Mitteleuropa, der Türkei, dem Irak, Nordamerika, Nordafrika und Vorderindien zu finden.
Kirschbaumholz: Aussehen, Farbe und Struktur
Kirschbaum ist rötlich-braun mit einheitlicher Struktur. Diese weist feine Poren und dichte Fasern auf. Die Farbgebung kann sehr differenziert ausfallen und von einem gelblichen über ein rötliches bis zu einem dunklen, intensiven Rotbraun reichen. Wenn Kirschbaumholz dauerhafter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, dunkelt es nach. Seine Oberfläche glänzt seidig. Dieser Glanz lässt sich durch Polieren verstärken. Die Maserung des Holzes besteht aus vielen kleinen, gut sichtbaren Holzstrahlen.
Verwendung und Einsatzmöglichkeiten von Kirschbaum
Das Kirschbaumholz ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Edelholz für den Möbel, wie zahllose Antiquitäten beweisen. Heutzutage wird es ebenso gern für Furniere im Innenausbau verwendet. Schon der Louis-Seize-Stil (nach Ludwig XVI. etwa 1760 – 1790) setzte auf die Kirsche, im Biedermeier (1815 – 1848) und im Jugendstil (1890 – 1920) war es wegen seiner warmen Rottöne das Möbelholz der Wahl. Auch heute werden immer wieder Wände und Decken mit Kirschbaumholz verkleidet. Zudem eignet es sich für Vertäfelungen, verschiedene Kleinmöbel und Accessoires.
Als Brennholz kommt es wegen seiner Güte kaum zum Einsatz, bestenfalls Verarbeitungsreste verbrennen manche Eigenheimbesitzer. In den letzten 20 Jahren gab es einen Run auf Kirschholz, seit der Wunsch nach nachhaltigen Rohstoffen bei Vollholzmöbeln immer mehr wächst. Obwohl Kirschbaumholz aus heimischen Gefilden stammt, ist es als Edelholz relativ teuer. Daher gibt es auch Imitate zum Beispiel aus gebeiztem Birkenholz, die allerdings das Original nicht vollständig erreichen.
Kirschbaumholz: Eigenschaften
Das Splintkirschholz ist gelblich-weiß, das Kernholz gelb-rötlich bis rotbraun. Die Färbung kann von grünen Streifen durchzogen sein. Splint und Kern unterscheiden sich farblich stark. Die Jahresringe sind gut erkennbar: Jahresringgrenzen zeigen eine Markierung durch ringförmig angeordnete Poren. Die durch Sonnenlicht nachdunkelnde Farbe kann zusätzlich durch chemische Behandlung einen mahagonifarbenen Ton erreichen. Die mittlere Dichte von Kirschholz beträgt ~600 kg/m³ (mittelschwer), die Brinellhärte liegt bei 31 N/mm² (mittelhart bis hart).
Hinzu kommt eine sehr gute Elastizität bei vergleichsweise geringer Quellung. Die Dauerhaftigkeitsklasse liegt zwischen 3 und 4 (wenig bis mäßig dauerhaft), die Druckfestigkeit bei 45 bis 55 N/mm², die Biege- und Zugfestigkeit bei jeweils 98 N/mm², die Scherfestigkeit bei 14,8 N/mm². Kirschholz kann von Pilzen befallen werden. Es muss trocken sein, dann hält es sehr lange. Noch gefährlicher ist der Befall durch Nagekäfer. Das Stammholz kann zu Kernfäule neigen. Daher schlägt man die Kirschbäume, die gut 100 Jahre alt werden können, nach rund 70 Jahren.
Vor- und Nachteile von Kirschbaum
Vorteile
- edles Aussehen
- in Deutschland und Europa beheimatet, daher gute Ökobilanz
- leicht zu verarbeiten
- langlebig (an gut erhaltenen Antiquitäten ersichtlich)
Nachteile
- gefährdet durch Pilze und Nagekäfer
- relativ teuer, da keine gezielte Aufforstung erfolgt (Vorkommen eher im Randgebiet von Mischwäldern)
- im Vergleich mit anderen Holzarten etwas stärker schwindend (verzieht sich bei schneller Trocknung, fachsprachlich „Werfen“), tangentiales Schwindmaß 8,7 %, radiales Schwindmaß 5,0 %
- mögliche Rissbildung bei unsachgemäßer Lagerung