Es gibt unterschiedliche Gründe, aus denen Leute ihr Zuhause neu tapezieren möchten. Dabei stellt sich aber häufig die Frage, ob die alte Tapete erst umständlich von den Wänden gekratzt werden muss, bevor man die neue Raumverzierung aufklebt. Schneller wäre es, einfach die neue Tapete direkt auf die alte zu kleben. Aber geht das überhaupt? Und worauf gilt es zu achten, wenn man alte Tapeten übertapezieren möchte?
Tapete über Tapete – Früher Normalzustand
Früher haben viele Menschen die alten Tapeten in ihren Wohnungen und Häusern einfach mit einer neuen Schicht Tapete überklebt, wenn ihnen die alte Tapete nicht mehr gefallen hat. Das war relativ simpel, da die damaligen Tapeten lediglich aus einfachem Papier bestanden, das höchstens bedruckt oder leicht geprägt war. Der verwendete Tapetenkleister bestand aus Zellulose, die die gleichen Bestandteile wie Papier besitzt. Dadurch konnten sich die unterschiedlichen Tapetenschichten gut miteinander verbinden.
Mittlerweile bestehen Tapeten aber aus unterschiedlichen Materialien. Neben Papier werden auch Vliesträger oder Kunststoffe verwendet, um die Dekorationsschichten herzustellen. Auch die Kleister wurden weiterentwickelt und beinhalten neben Zellulose auch Kunstharze, die beispielsweise schneller aushärten sollen. Beim Übertapezieren würde man also nicht mehr einfach nur Papier auf Papier bringen, sondern müsste sich mit den unterschiedlichen Beschaffenheiten der Tapeten und der Kleister auseinandersetzen.
Gründe gegen das Übertapezieren
Neben dem Materialien-Mix gibt es noch eine Reihe anderer Dinge, die gegen das Übertapezieren alter Tapeten sprechen:
Verunreinigungen:
Alte Tapeten haben im Lauf der Jahre schon einiges mitgemacht und sich verändert. An ihnen haften Schmutz- oder Staubpartikel, vielleicht auch Haare oder Spinnweben oder sie sind schlicht verfärbt. Solche Verunreinigungen können sich gerade unter dünneren, hellen Tapeten als dunkle Schatten abzeichnen, wenn man sie einfach überklebt.
Versteckte Probleme:
Manche Probleme lassen sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Aber über die Jahre können sich in Wänden unter anderem kleine Schäden wie zum Beispiel Risse gebildet haben. Feuchtigkeitsschäden oder schimmlige Stellen sind auch mögliche Risiken, die langfristig gesehen zu ernsthaften Problemen werden können. Darum ist es sinnvoll, bei einem Tapetenwechsel immer erst die alte Tapete zu entfernen, um den Zustand der Wände zu begutachten.
Unangenehme Gerüche:
Tapeten nehmen mit der Zeit die Gerüche ihrer Umgebung an. An ihnen haftet buchstäblich der Alltag der Menschen, die sich in den Räumen aufgehalten haben. Diese Gerüche bekommt man aus den Materialien auch nicht ohne weiteres raus, sodass es oft einfacher ist, die Tapeten zu entfernen. Außerdem fangen alte Tapeten irgendwann an, einen etwas muffigen Eigengeruch zu entwickeln, der auch durch neue Tapetenschichten dringen kann.
Kleister löst Tapeten:
Werden alte Papiertapeten durch den Kleister der neuen Tapeten angefeuchtet, nehmen sie Wasser auf. Das kann dazu führen, dass sich die alten Tapeten beispielsweise an den Kanten oder den Ecken lösen, sodass es kein sauberes Tapezierergebnis gibt. Wenn die Tapeten zu viel Feuchtigkeit aufnehmen, können sie sich auch komplett lösen, sodass man im Endeffekt noch einmal komplett von vorne anfangen und die alte Tapete dann ohnehin komplett entfernen muss.
Genauigkeit schwierig:
Wer bunte oder gemusterte Tapeten mit anderen Tapeten überkleben möchte, der muss darauf achten, sehr genau zu arbeiten. Andernfalls hat man Stellen, an denen die neuen Tapetenbahnen nicht genau auf den alten Schichten liegen, sodass die alte Tapete an Ecken oder Kanten noch zum Vorschein kommt.
Kleister kann nicht richtig haften:
Jüngere Tapeten sind eventuell beschichtet, versiegelt oder wurden mit Kunststoffen aufgeschäumt. Wer auf diese Schichten eine neue Tapete aufkleben möchte, hat oft das Problem, dass die neuen Bahnen nicht richtig anhaften. Das liegt daran, dass der Kleister sich nicht mit den alten Tapetenschichten verbinden kann. Als Folge lassen sich neuen Bahnen eventuell komplett wieder abziehen oder es kommt zu Bildung von Blasen und Falten.
Fazit:
Rein theoretisch ist es möglich, alte Tapeten überzutapezieren. Allerdings gibt es gute Gründe gegen die Vorgehensweise und in der Regel ist es sinnvoller – wenn auch vermeintlich aufwendiger – die alten Tapetenschichten erst zu entfernen, bevor man die Wände mit den neuen Tapeten dann wieder schön macht.