Der Baustoff Gipskarton hat in den vergangenen drei Jahrzehnten einen beeindruckenden Siegeszug auf Baustellen aller Größenordnungen und Arten vollzogen. Heutzutage gibt es im modernen Wohnungs- und Gewerbebau kaum noch Objekte, in denen nicht an mehreren Orten Gipskartonplatten fachgerecht montiert werden. Dies hat gleich mehrere Gründe, auf die wir zunächst kurz eingehen wollen, bevor wir uns mit der fachgerechten Montage dieser Platten beschäftigen.
Was ist unter dem Baustoff Gipskarton zu verstehen?
Wie der Name es bereits aussagt, besteht der Grundwerkstoff aus Gips, der während der Herstellung zu Platten geformt wird. Da Gips allein jedoch sehr brüchig ist und stark hygroskopisch mit Wasser reagiert, wird er beidseitig mittels eines pappeartigen Materials verschlossen.
Renovierboards und Trockenputzplatten mit den Dicken von 6,0, 6,5 sowie 9,5 mm Dicke kommen nur selten zum Einsatz. Gebräuchlich sind vor allem die sogenannten Ausbauplatten in den Dicken 12,5, 15,0 sowie 18 mm Dicke. Darüber hinaus gibt es Massivbauplatten mit 20,0 oder 25,0 mm Dicke für besonders schwer zu belastende Wände sowie Spezialplatten für den Akustikbau und weitere Anwendungen. All diese Gipskartonplatten sind in verschiedenen Längen und Breiten erhältlich.
Eine weitere Besonderheit sind Gipskartonplatten, die in Feuchtigkeitsbereichen wie für Duschrückwände zum Einsatz kommen. Sie sind an der grünen Einfärbung ihrer Pappe (grün) erkennbar.
Weshalb Gipskarton anstelle von konventionellem Mauerwerk?
Mauerwerk aus Porenbeton, Poroton, Kalksandstein oder Mauerziegeln hat ein erhebliches Eigengewicht. Es muss ein- oder beidseitig verputzt werden, und damit erhöht sich dieses Gewicht nochmals. Entsprechen muss ein baustatisch belastungsfähiger Untergrund (Fundament) vorhanden sein, dessen Herstellung vor allem bei Altbausanierungen und Umbauten nahezu unmöglich ist. Eine Wand, die aus Gipskarton fachmännisch montiert worden ist, belastet diesen Untergrund durch ihr wesentlich geringeres Eigengewicht viel weniger. In der großen Mehrzahl der Fälle kann sie sogar direkt auf einem vorhandenen Balkenwerk aufgestellt werden.
Beim Vermauern der Steine und erst recht beim Verputzen werden je nach Wandgröße mehrere einhundert Liter Bauwasser verarbeitet. Diese müssen nach Fertigstellung der Arbeiten über einen langen Zeitraum wieder verdunsten, bevor an der Wand weiterführende Arbeiten wie Installationen und Anstriche erfolgen können. Diese Verdunstungsfeuchte sättigt den gesamten Raum, und damit verlängert sich die Trocknungszeit zusätzlich. Eine Wand oder eine Decke aus Gipskarton wird fachmännisch als Trockenbau bezeichnet. Außer zum Anrühren der Spachtelmasse ist kein Bauwasser erforderlich, und die fertige Gipskartonfläche kann sofort weiterbearbeitet werden.
Vorzüge von Gipskarton:
- geringeres Eigengewicht
- keine Trocknungszeit erforderlich
Wo kommen Gipskartonplatten zum Einsatz?
Fachmännisch eingebaute Gipskartonplatten kommen vor allem beim Errichten von Wänden zum Einsatz. Diese werden als sogenannte Ständerwände bezeichnet. Sie bestehen aus einem Gerüst, welches vorzugsweise aus den dafür erhältlichen Blechprofilen unter Zuhilfenahme einer langen Wasserwaage oder besser eines Lasers aufgestellt wird. Dabei werden bereits alle Tür- und sonstigen Ausschnitte mit geschaffen.
Auf dieses Gerüst werden zunächst einseitig die Gipskartonplatten mittels sogenannter Schnellbauschrauben aufgeschraubt. Ein spezieller Schnellbau-Bit im Akkuschrauber sorgt dafür, dass diese Schrauben soweit in die Gipskartonplatte eindringen, damit sie abschließend unsichtbar eingespachtelt werden können. Diese Arbeit wird als beplanken bezeichnet.
Dann werden alle erforderlichen Installation wie Elektrik, Wasser- und Heizungsrohre in das Gerüst eingezogen und mit den entsprechenden Auslässen ausgestattet. Anschließend erhält diese Ständerwand je nach Anforderungen eine Wärme- und/oder Schallschutzisolierung, und abschließend kann sie von der anderen Seite mit Gipskartonplatten beplankt werden.
Decken werden ebenfalls mit Gipskarton verkleidet. Der Grund dazu kann darin bestehen, dass die vorhandene Deckenfläche marode ist und eine Sanierung unwirtschaftlich wäre. Dann werden die besagten Blechprofile direkt auf die Altdecke aufgeschraubt, und auf dieser Lattung können die Gipskartonplatten fachmännisch montiert werden.
Oftmals wird damit aber auch in hohen Räumen die Raumhöhe verringert. Dann werden die Blechprofile mittels sogenannter Abhänger aus Rundstab oder Blechen an der Altdecke montiert, und man spricht von einer sogenannten abgehängten Decke.
Alte Wände mit marodem Putz oder mit zu geringer Wanddicke zu benachbarten Räumen können ebenfalls mit Gipskartonplatten verkleidet werden. Dafür stehen zwei Varianten zur Verfügung. Der bröckelige Altputz kann entfernt werden, und im Anschluss werden die Gipskartonplatten mittels Gipsbindern aufgeklebt. Die Wand kann aber auch dazu dienen, einen zusätzlichen Schall- und Wärmeschutz herzustellen.
Dann wird ein Ständergerüst aus Blechprofilen in der notwendigen Entfernung vor dem Altmauerwerk aufgestellt. Installationen können eingebracht werden, das Dämmmaterial folgt, und dann wird eine solche Wand einseitig auf der Vorderseite beplankt.
Gipskartonplatten eignen sich aber auch hervorragend für die Herstellung von Jalousiekästen und vielen Varianten von Verkleidungen, in die beispielsweise Leuchten mit eingearbeitet werden.
Einsatzmöglichkeiten von Gipskarton:
- Ständerwände
- direkt verkleidete oder abgehängte Decken
- direkt verkleidete Wände oder einseitige Ständerwände
- Jalousiekästen und andere Verkleidungen
Grüne Rigipsplatten sind bevorzugt für den Einsatz in Feuchträumen – wie etwa Bädern – gedacht. Sie sind besonders kernimprägniert, und daher für diese Einsatzzwecke optimal geeignet.
Einfache und doppelte Beplankung
Eine Ständerwand, die von beiden Seiten nur mit einer Lage fachmännisch montierter Gipskartonplatten ausgestattet wird, hat nur eine mechanisch eingeschränkte Festigkeit. Bei nur geringfügig belasteten Wänden ist das bedeutungslos, und bereits eine 15mm dicke Gipskartonplatte verfügt über eine gute mechanische Festigkeit. Bei Raumtrennwänden beispielsweise stellt sich jedoch die Frage nach einem noch höheren Festigkeitsgrad.
In einem solchen Fall kann die Ständerwand von einer oder von beiden Seiten mittels zweier Lagen Gipskartonplatten doppelt beplankt werden. Wenn bei dieser Montageform außerdem berücksichtigt wird, dass sich die Fugen beider Lagen um mindestens 15 cm überdecken, erreicht eine solche Ständerwand eine besonders hohe Festigkeit.
Um beispielsweise für die Montage von Küchenhängeschränken einen zusätzlich festen Untergrund zu schaffen, können nach der einseitigen Erstbeplankung zusätzlich dicke Bretter in das Ständerwerk eingearbeitet werden.
TIPP:
Beim Trockenbau sollte man Trockenbauschrauben verwenden. Diese kann man in Metallständerwerke, sowie in Holzunterkonstruktionen verschrauben.
Bei Verwendung normaler verzinkter Schrauben besteht die Gefahr, dass diese rosten und es später durch die Verspachtelung Verfärbungen gibt.
Entkoppeln und Spachteln – die große Kür
Nicht ist ärgerlicher, als wenn sich der Schall von Ständerwänden beispielsweise beim Schließen von Türen oder dem Anschlagen von Möblierungen auf die umliegenden Räume überträgt. Deshalb muss jede Gipskartonwand oder -decke fachmännisch entkoppelt werden. Dies erfolgt durch Einfügen von Schallschutzstreifen aus speziellen Schaumstoffstreifen umlaufend am Ständerwerk an allen Fußboden-, Wand und Deckenprofilen zu umgebenden Wänden.
Bei der Montage der Gipskartonplatten muss darauf geachtet werden, dass sie nicht an umgebendes Mauerwerk anstoßen, sondern mindestens 5 mm Abstand haben. Dieser Abstand wird abschließend mittels einer speziellen Dichtmasse ausgefüllt.
Jede Fläche aus Gipskartonplatten wirkt erst fachmännisch montiert, wenn deren Fugen fachgerecht verfugt worden sind. Der Fachhandel bietet dafür verschiedene Spachtelmassen, angefangen vom Grobspachtel im ersten Schritt bis hin zum Feinspachtel. Zwischen den Spachtelgängen müssen die Fugen jeweils geschliffen und entstaubt werden, damit eventuelle Fehlstellen ersichtlich werden.
Dazu ein Praxistipp:
Fehlstellen dünn mit dem Bleistift einkreisen, dann werden sie beim nächsten Spachtelgang nicht übersehen.
So gelingt jede Trockenbauwand aus fachmännisch montierten Gipskartonplatten.